Mit stabilisierenden Übungen kann Abstand von bedrängenden Phantasien und inneren Bildern und ein Gefühl von Sicherheit erlangt werden.

Viele der hier aufgeführten Stabilierungstechniken bedienen sich imaginativer Verfahren. Luise Reddemann versteht die Imagination als Raum der Freiheit, in dem alles möglich ist. Wir können klein oder groß sein, Tiere, Bäume, Steine, Helden oder Feiglinge sein. Die imganierten Elemente können als Metaphern mit direktem Zugang zum Unbewussten verstanden werden. ZIel ist es, diese konstruktiv für die Stabilisierung zu nutzen.

Stabilisierungstechnken werden in der Regel mit einer Entspannungsindikation eingeleitet. Beispielsweise wird der Klient aufgefordert, eine bequeme Körperhaltung einzunehmen, die Augen zu schließen oder, wenn sie möchten, diese offen zu lassen und sich einen Punkt zu suchen, auf den sie schauen. Auch kann die Vorstellung angleitet werden, mit jedem Atemzu mehr in die Entspannung hineinzugehen.

Wahlfreiheit ist dabei ein wesentliches Element, wie Luise Reddemann in [Red 2004] betont: "Sie (die Klienten) können sich entspannen, wenn Sie wollen, Sie brauchen sich nicht zu entspannen, wenn Sie nicht wollen. Sie können einen Teil des Körpers angespannt lassen, wenn Sie wollen, um sich sicher zu sein, dass Sie die
Kontrolle haben. Ziel ist es, auf die Erfahrung der Kontrolle zu fokussieren."

 

Abgrenzungstechniken

Diese Techniken erreichen die Stabiliserung durch explizite und unmittelbare Abgrenzung von dem Thema bzw. der Belastung. ZIel ist es, eine gefühlte Distanz aufzubauen und eine Reduktion der Belastung zu erreichen.

Der innere sichere Ort

An dem imaginierten inneren sicheren Ort (siehe z. B. [Red 2004]) kann Sicherheit und Geborgenheit erfahren werden.

Die Anleitung könnte wie folgt lauten:

Bitte gehe an einen Ort in deinem Inneren, wo du dich ganz sicher, ganz wohl fühlen kannst, und den nur du allein betreten kannst. Was auch immer zwischendurch auftauchen mag, ich lade dich ein, einfach weiterzugehen an diesen sicheren Ort, wo auch immer er sich in deinem Inneren befindet.


Wird der sichere Ort erreicht, wird der Klient gebeten, sich umzuschauen und zu beschreiben,was er sieht, hört, riecht und auf der Haut spürt.
Mit dem Klienten wird ein Zeichen verabredet, mit dessen Hilfe er jederzeit an diesen sicheren Ort gehen kann.

 
Tresor-Technik

Mit dieser klassischen Technik können belastende Themen und Aspekte für den Moment "sicher eingepackt" werden, um für den Moment Erleichterung zu erlangen oder um ein Thema für eine spätere Bearbeitung "aufzubewahren".

Die Anleitung könnte wie folgt lauten:

Stelle dir einfach einen großen oder kleinen Behälter vor, der wie ein Tresor alle Belastungen aufnehmen kann, von denen du dich jetzt distanzieren möchtest und nimm wahr, wie dieser absolut sichere Tresor jetzt alle diese Belastungen aufnehmen kann, nimm wahr wie der Tresor aussieht, eher dunkel oder hell, aus Metall oder einem anderen festen Material, wie sein starker und sicherer Verschluss aussieht, ein oder mehrere Schlösser, oder was auch immer da sichtbar wird, und platziere den Tresor in angemessener Entfernung dort, wo es für dich am besten passt.

 
Geschenkkarton-Technik

Eine Variation der Tresor-Technik kann dafür eingesetzt werden, noch nicht aufgelöste, aber momentan nicht allzu bedrohliche Belastungen für eine spätere Bearbeitung in wertschätzender Weise aufzubewahren, etwa am Ende einer Sitzung. Eine Anleitung hierfür könnte wie folgt lauten:

Stelle dir einfach einen großen oder kleinen Geschenkkarton vor, mit farbigem Papier und Schleife, eben so, wie er dir gerade erscheint, der alle Themen und Belastungen aufnehmen kann, um die wir uns nicht jetzt, sondern später kümmern wollen und wenn alle diese Themen und Belastungen in diesem Geschenkkarton Platz genommen habe, dann suche dir einen Ort in diesem Raum, an dem der Geschenkkarton angemessen und sicher verwahrt ist.

Hierdurch kann der Klient für die Zeit zwischen den Sitzungen entlastet werden, da eine gefühlte Distanz zu den Belastungen aufgebaut wird.

Weiterhin würdigt diese Technik das Thema im Sinne der Systemischen Klopfakupressur als Teil des Ökosystems Psyche und als Hinweis für einen Lösungsweg.

 

Bergtechnik

In der Bergtechnik geht es darum, eine gefühlte räumliche Distanz aufzubauen. Dies vermindert einerseits die gefühlte Bedrohung und ermöglicht durch die Einnahme einer gefühlten Außenperspektive, neue Lösungsansätze in den Fokus zu bekommen.

Stell dir vor, du startest hier, wo du bist und gehst und lässt einfach alles für einen Moment hinter die und begibst dich auf den Weg zu einen sehr, sehr hohen Berg, gleich hier in der Nähe, und wie du hinaufsteigst, ausgerüstet mit all dem, was du brauchst, immer weiter hinauf auf einem breiten Weg, durch die Wälder, über die Baumgrenze, bis zum Gipfel, von dem aus du alles klar, aber ganz klein und entfernt erkennen kannst, und nimm wahr, welche positiven Veränderungen sich aus dieser Perspektive ergeben können.

Die Bergtechnik in dieser Form ist nicht unbedingt die stärkste Stabilisierungstechnik. Im passenden Kontext eingesetzt, können sich dafür erste Ansätze und Wege der Bearbeitung auftun.

 

Innere-Helfer-Techniken

Diese Techniken zielen auf eine gefühlte Unterstützung durch Ressourcen im Rahmen eines wohlwollenden Beziehungsangebots.

Innerer Helfer

Begib dich an deinen sicheren Ort und nimm wahr, welches helfende Wesen du dort antriffst, vielleicht ein Wesen aus einem Märchen, einem Film oder Buch, ein Fabelwesen, ein Tier oder auch ein Mensch ist, und lade dieses Wesen ein, neben dir Platz zu nehmen, und nimm wahr, auf welche Weise es dich wohlwollend unterstützt.

Dabei ist es wichtig, dass nur Wesen diesen Ort betreten können, die vom Klienten erwünscht sind. Reddemann empfiehlt, keine aktuellen Freunde oder Familienangehörigen an diesen Ort einzuladen, da Beziehungen als ambivalent oder belastend wahrgenommen werden können.

Falls hier ein vermeintlich "böser Helfer" erscheint, können Techniken aus der Systemischen Klopfakupressur hilfreich sein, etwa das Wir-Klopfen oder die Wächter-Technik.

 

Innerer Beobachter

Ziel ist es, Distanz zu der Belastung durch Fokussieren der Ausnahmen aufzubauen.

Ein imaginierter "innerer Beobachter" wird ermuntert, in der Realität einen bestimmten Sachverhalt oder eine Verhaltensweise zu beobachten, um über Ausnahmen berichten zu können, in denen ein Symptom nicht auftrat.

 

Affektregulierungstechniken

Ziel ist die Selbstregulation und das Erproben alternativer Bewältigungsmöglichkeiten. In einer Phantasiereise wird die Anwendung eigener aktiv einzusetzender Schutzmöglichkeiten geübt.

  • Reduzierung innerer belastender Bilder durch
    • aktives Übermalen
    • Verändern mittels eines Reglers, z. B. zoom, indem man herauszoomt
    • Verändern der Farbintensität mit einer Fernbedienung
    • oder eigener kreativer Ideen

  • Reduzierung von Geräuschen durch
    • Bilder von Kopfhörern, Ohrstöpseln, Helmen
    • Verändern mittels eines Lautstärkereglers
  • Imagination von Schutzmöglichkeiten, etwa eines
    • Schutzmantels oder -schildes,
    • einer "dicken Haut", einer Rüstung oder
    • einer Panzerglasscheibe

Fazit

Die hier genannten Stabilisierungstechniken stellen nur eine kleine Auswahl dar. Sie sind jedoch unverzichtbarer Werkzeuge bei der Bearbeitung schwerer, traumatischer Belastungen.

Alle Techniken, in denen etwas zum Zweck des emotionalen Schutzes imaginiert wird, können als therapeutische Einwände verstanden werden.

In der Systemischen Klopfakupressur werden therapeutische Einwände nur in kritischen Situationen verwendet, da in der systemischen Traumabearbeitung nicht die Bearbeitung der traumatischen Ereignisse, sondern die Wiederherstellung der natürlichen Reslienz im Vordergrund steht.

 

Das KLOPF-Tutorial beschreibt den Methoden-Standard nach Verband für Klopfakupressur e. V. sowie die Systemische Klopfakupressur mit Stand 2017.

Diese Seite wird nur noch sporadisch aktualisiert, da es seit 2023 mit der von Ronald Hindmarsh entwickelten FriedensWerkzeugKiste einen in wesentlichen Punkten weiterentwickelten Ansatz gibt.